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Adam & Eva

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„Der Mensch ist am wenigsten er selbst, wenn er für sich selbst spricht. Gib ihm eine Maske, und er wird dir die Wahrheit sagen.“
– Oscar Wilde

Identität ist ein metamorphes Konstrukt, das in verschiedenen Rollen Ausdruck findet. In diesen Rollen erkennen wir einander und uns selbst wieder. Was ist aber mit den Gefühlen, die nicht gesellschaftstauglich sind wie z.B. Wut, Zorn, Schuld, Scham, Angst, Trauer, Ohnmacht, oder Neid? Es fällt auf, das bestimmte Gefühle geschlechtsspezifisch mehr oder weniger tabuisiert werden. So wird Aggression oder Zorn bei Frauen weitaus weniger toleriert als bei Männern. Begriffe wie „Zicke“ oder „Furie“ sind sprachliche Ausprägungen einer Weltsicht, in der “wütende” Frauen diffamiert werden sollen. Bei Männern sind es die „empfindlichen Seiten“, die verborgen werden. Bis zum heutigen Tag, an dem man meinen könnte, dass das patriarchale Weltbild schon zur Genüge hinterfragt und von einer modernen Lebensrealität abgelöst wurde, gibt es keine neue Definition von „Männlichkeit“, die es den Männern erlaubt Gefühle wie Trauer, Verletzlichkeit oder Ohnmacht offen zu zeigen – „Männer weinen nicht“.  Die Arbeit „Adam & Eva“ bedient sich des Instruments „Maske“, um auf diese Diskrepanz in der Rezeption von geschlechtsspezifischen Rollenbildern aufmerksam zu machen. Als Medium ist die Maske ideal: sie verhüllt und macht sichtbar zugleich. Im Schutz der Anonymität ist es dem Träger und der TrägerIn möglich, die Gefühle auszuleben, die im gesellschaftlichen Kontext meist unterdrückt werden müssen. Lässt man sich auf eine Maske ein, kann sie ein Tor zum Unterbewussten öffnen. Einer Maske so viel Einfluss auf den Menschen zuzusprechen, scheint in unserem Kulturkreis abwegig. In anderen Kulturkreisen, wo Masken Teil von Ritualen sind, wird kaum einem Objekt mehr Macht zugesprochen. Der biblische Verweis im Titel mag paradox erscheinen, wo es doch darum geht mit alten Rollenbildern zu brechen. Doch die Wahrheit ist: was erzählt wird, ist nichts Neues; Adam war schon immer auch verletzlich und Eva war schon immer auch aggressiv. Ist es nicht höchste Zeit auch diese Seiten von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ zu verinnerlichen?

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